WpI MaRisk 2025 & ILAAP – Was kleine und mittlere Wertpapierinstitute jetzt umsetzen müssen
1. Einleitung – Warum das Thema jetzt wichtig ist
-
Hintergrund: Veröffentlichung der EBA-/ESMA-SREP-Leitlinien (EBA/GL/2022/09, ESMA35-42-1470)
-
Ziel: Einheitliche Aufsichtspraxis bei der Bewertung von Liquiditätsrisiken
-
Proportionalitätsprinzip: Unterschiede zwischen kleinen und mittleren WpI
Unterschiede zwischen kleinen und mittleren Wertpapierinstituten
| Thema | Kleine WpI | Mittlere WpI |
|---|---|---|
| ILAAP | Nicht erforderlich | Erforderlich |
| Liquiditätsplanung | Konservative Szenarien, Liquiditätsübersichten | Quantitative Planungen, Liquiditätspuffer |
| Stresstests | Adverses Szenario reicht aus | Regelmäßige & anlassbezogene Stresstests |
| Notfallpläne | Nicht zwingend schriftlich | Schriftlich fixiert & getestet |
| Berichterstattung | Einfach, nur wesentliche Risiken | Umfassend, inkl. SREP-relevanter Daten |
| Dokumentation | Schlank, qualitative Begründungen | Vollständig, quantitativ & revisionssicher |
2. Was ist der ILAAP und warum betrifft er nur mittlere Wertpapierinstitute?
-
Definition: Internal Liquidity Adequacy Assessment Process
-
Ziel: Sicherstellen einer jederzeit ausreichenden Liquidität, auch in Stressphasen
-
WpI MaRisk erwähnt ILAAP nicht wörtlich, aber die Anforderungen sind in den Abschnitten BTR 3 (Liquiditätsrisiko) und AT 4 (Risikomanagementprozesse) enthalten
-
§ 39 Abs. 1 Satz 3 WpIG & § 45 Abs. 1 Satz 2 Nr. 4 WpIG: Pflicht zu angemessener Liquiditätssteuerung
-
Mittlere WpI: formaler ILAAP verpflichtend
-
Kleine WpI: kein formaler ILAAP, aber vereinfachte Liquiditätsprozesse
3. Anforderungen für kleine Wertpapierinstitute
- Kein ILAAP – aber:
- Entwicklung konservativer Szenarien für Liquiditätssteuerung
- Überprüfung, ob Liquidität auch in Stressszenarien gesichert ist
- Falls erforderlich: Erstellung einfacher Liquiditätsübersichten
- Proportionalitätsprinzip beachten: Art, Umfang, Komplexität der Geschäfte bestimmen Tiefe der Umsetzung
4. Anforderungen für mittlere Wertpapierinstitute
- Formaler ILAAP mit:
- Detaillierter Liquiditätsplanung (kurz-, mittel- & langfristig)
- Regelmäßigen Stresstests für Liquiditätsrisiken
- Überprüfung der Refinanzierungsquellen
- Liquiditätspuffer-Strategie
- Notfallplan für Liquiditätsengpässe
- Vollständige Dokumentation & Berichterstattung für die Aufsicht
- Muss jederzeit SREP-prüfungssicher sein
5. SREP-Leitlinien und BaFin-/Bundesbank-Erwartungen
- SREP = Supervisory Review and Evaluation Process
- Aufsicht bewertet:
- Liquiditätsrisiken
- Angemessenheit der Liquiditätsressourcen
- Risikosteuerungsprozesse
- EBA/ESMA-Leitlinien fordern harmonisierte Methoden für WpI
- Für mittlere WpI: ILAAP = zentrales Prüfungsobjekt
- Für kleine WpI: vereinfachte Liquiditätsprüfung, aber Aufsicht kann Detailtiefe erhöhen, wenn Risikoprofil es erfordert
6. Der aktuelle Bundesbank-Fragebogen (Frist: 12.08.2025)
- Hintergrund: Umsetzung der neuen SREP-Leitlinien
- Ziel: Erfassung der aktuell gelebten Prozesse zur Liquiditätssteuerung
- Ablauf:
- Erhalt eines individualisierten Excel-Templates im NExt-Portal („Aufsichtliche Umfragen“)
- Vollständige Ausfüllung gemäß aktueller Prozesse
- Unverschlüsselte Rückgabe im NExt-Portal – nicht per Dialogfunktion
- Dateiname unverändert lassen, Versionsnummer nur bei Neueinreichung ändern
- Inhaltliche Schwerpunkte im Fragebogen:
- Liquiditätsrisikoprozesse
- Szenariobetrachtungen / Stresstests
- Liquiditätspuffer
- Notfallmaßnahmen
- Konsequenzen: Fehlende oder unvollständige Antworten können zu aufsichtlichen Maßnahmen führen
7. Best Practices zur Umsetzung
- Für kleine WpI:
- Mindestens 1x jährlich adverses Szenario prüfen
- Dokumentation in übersichtlicher Liquiditätsmatrix
- Frühwarnindikatoren definieren (z. B. Rückgang von Einlagen, Ausfall Refinanzierungslinie)
- Für mittlere WpI:
- ILAAP-Handbuch erstellen
- Interne Tests für Notfallplan
- Regelmäßige Einbindung des Managements in Liquiditätsstrategie
- SREP-relevante Kennzahlen laufend überwachen
8. Häufige Fehler, die Du vermeiden solltest
- Kleine WpI:
- Kein schriftlich dokumentiertes adverses Szenario
- Fehlende klare Verantwortlichkeiten für Liquiditätssteuerung
- Mittlere WpI:
- ILAAP nur „auf dem Papier“ ohne gelebte Prozesse
- Keine anlassbezogenen Stresstests
- Notfallpläne ohne Praxistest
9. Fazit – Dein Fahrplan
- Prüfe jetzt, ob Du als kleines oder mittleres WpI giltst
- Setze die WpI MaRisk 2025-Anforderungen proportional um
- Für mittlere WpI: ILAAP ist Pflicht – keine Verzögerung riskieren
- Beachte Frist 12.08.2025 für den Bundesbank-Fragebogen
- Nutze die Gelegenheit, Prozesse aufsichtsfest und effizient zu gestalten
📚 WpI MaRisk 2025 – Ressourcen & Praxisleitfäden
🔹 Hub-Artikel – Dein Einstieg
🔹 AT-Module – Allgemeiner Teil
- AT 2.2 Wesentlichkeitsprüfung – Dein Praxisleitfaden
- AT 4.3.3 Risikomanagement & Stresstests
- AT 4.3.3 Stresstests für kleine Institute
- AT 7.3 Notfallmanagement – kompakt erklärt
🔹 BTO-Module – Organisation & Abwicklung
🔹 BTR-Module – Risikomanagement
- BTR – Allgemeine Anforderungen
- BTR 1 – Risiken aus laufender Tätigkeit
- BTR 2 – Sonstige Risiken der laufenden Tätigkeit
- BTR 3 – Liquiditätsrisiken wirksam steuern
- BTR 4 – Risiko einer ungeordneten Abwicklung
- Risikomanagement – Anforderungen in BT 2, BTR 3 & BTR 4
🔹 Spezialthemen
- Risikomanagement nach WpI MaRisk – Umsetzung in der Praxis
- ILAAP 2025 – Anforderungen für kleine und mittlere Institute
🔹 Kapitalplanung
FAQ: WpI MaRisk 2025 & ILAAP – Was kleine und mittlere Wertpapierinstitute jetzt umsetzen müssen
-
Warum ist das Thema jetzt wichtig?
Mit den EBA-/ESMA-SREP-Leitlinien (EBA/GL/2022/09, ESMA35-42-1470) schärfen die Aufseher die Prüfung von Liquiditätsrisiken. Die WpI MaRisk 2025 verankern diese Erwartungen proportional für kleine und mittlere WpI – mit mehr Fokus auf Liquiditätssteuerung, Stresstests und Notfallmanagement.
-
Was unterscheidet kleine von mittleren WpI?
Proportionalität ist zentral. Kurzüberblick:
- Kleine WpI: Kein formaler ILAAP; konservative Szenarien, einfache Liquiditätsübersichten, vereinfachte Berichterstattung.
- Mittlere WpI: Formeller ILAAP verpflichtend; quantitative Liquiditätsplanung, regelmäßige & anlassbezogene Stresstests, dokumentierte Notfallpläne, SREP-fähige Berichte.
-
Was ist der ILAAP – und wen betrifft er?
ILAAP = Internal Liquidity Adequacy Assessment Process. Ziel: jederzeit ausreichende Liquidität – auch in Stressphasen. In WpI MaRisk nicht wörtlich genannt, die Anforderungen ergeben sich u. a. aus AT 4 (Risikomanagementprozesse) und BTR 3 (Liquiditätsrisiko) sowie § 39 Abs. 1 S. 3 WpIG und § 45 Abs. 1 S. 2 Nr. 4 WpIG. Pflicht: für mittlere WpI. Kleine WpI: vereinfachte Liquiditätsprozesse ohne formalen ILAAP.
-
Welche Anforderungen gelten für kleine WpI?
- Mindestens ein adverses Szenario für die Liquiditätssteuerung entwickeln und jährlich prüfen.
- Liquiditätsübersichten (z. B. einfache Liquiditätsmatrix) führen und aktuell halten.
- Nachweisen, dass auch unter Stress ausreichende Liquidität besteht.
- Proportionalitätsprinzip beachten: Art/Umfang/Komplexität bestimmen die Tiefe der Umsetzung.
-
Welche Anforderungen gelten für mittlere WpI (ILAAP)?
- Formaler ILAAP: kurz-, mittel- & langfristige Liquiditätsplanung.
- Regelmäßige & anlassbezogene Stresstests von Liquiditätsrisiken.
- Refinanzierungsquellen analysieren; Liquiditätspuffer-Strategie festlegen.
- Notfallplan schriftlich fixieren und testen.
- Vollständige Dokumentation & Berichterstattung – jederzeit SREP-prüfungssicher.
-
Wie beurteilt die Aufsicht (SREP) kleine vs. mittlere WpI?
Der SREP bewertet Liquiditätsrisiken, Ressourcenangemessenheit und Steuerungsprozesse. Für mittlere WpI ist der ILAAP zentrales Prüfungsobjekt. Bei kleinen WpI kann die Aufsicht abhängig vom Risikoprofil die Detailtiefe erhöhen.
-
Was hat es mit dem Bundesbank-Fragebogen (Frist: 12.08.2025) auf sich?
Ziel: Erhebung der gelebten Liquiditätssteuerung nach neuen SREP-Leitlinien.
- Du erhältst ein individualisiertes Excel-Template im NExt-Portal → Aufsichtliche Umfragen.
- Vollständig ausfüllen gemäß Status quo; unverschlüsselt im NExt-Portal zurückgeben.
- Dateiname unverändert lassen; Versionsnummer nur bei Neueinreichung anpassen.
- Schwerpunkte: Prozesse, Szenarien/Stresstests, Liquiditätspuffer, Notfallmaßnahmen.
- Konsequenz: Fehlende/unklare Antworten können aufsichtliche Maßnahmen nach sich ziehen.
-
Best Practices – wie setzt du das effizient um?
Kleine WpI: 1× jährlich adverses Szenario prüfen; schlanke Liquiditätsmatrix; Frühwarnindikatoren (z. B. Einlagenrückgänge, Ausfall von Linien).
Mittlere WpI: ILAAP-Handbuch; Tests des Notfallplans; Management regelmässig einbinden; SREP-Kennzahlen laufend monitoren.
-
Häufige Fehler – was solltest du vermeiden?
- Kleine WpI: kein dokumentiertes adverses Szenario; unklare Verantwortlichkeiten in der Liquiditätssteuerung.
- Mittlere WpI: ILAAP nur „auf dem Papier“; fehlende anlassbezogene Stresstests; Notfallpläne ohne Praxistest.
-
Dein Fahrplan – was ist jetzt zu tun?
- Prüfe deine Einstufung: klein oder mittel.
- Setze die WpI MaRisk 2025 proportional um (AT/BTO/BTR-Module beachten).
- Mittlere WpI: ILAAP aufsetzen/aktualisieren – zeitnah.
- Beachte die Frist 12.08.2025 für den Bundesbank-Fragebogen (NExt-Portal).
- Nutze die Umsetzung für aufsichtssichere und effiziente Prozesse.
-
Welche Ressourcen helfen dir bei der Umsetzung?
- Hub: WpI MaRisk 2025 – Was sich für kleine und mittlere Institute ändert
- AT-Module: AT 2.2 Wesentlichkeit; AT 4.3.3 Risiko & Stresstests; AT 7.3 Notfallmanagement
- BTO: BTO 1 Handel; BTO 1.2.2 Abwicklung
- BTR: BTR (allg.), BTR 1/2, BTR 3 Liquiditätsrisiken, BTR 4 ungeordnete Abwicklung
- Spezial: ILAAP 2025 – Anforderungen; Kapitalplanung – Leitfaden 2025