Compliance 2025 – Neue regulatorische Herausforderungen für Führungskräfte
DORA, AMLD6 & ESG kompakt – was Entscheider 2025/2026 für ein belastbares CMS benötigen.
Autor: Achim Schulz
A. Schulz berichtet für den S+P Governance Hub über regulatorische Veränderungen, ESG-Risiken und digitale Resilienz. Sein Schwerpunkt liegt darauf, komplexe Regulatorik in praktische Führungswerkzeuge zu übersetzen.
Die Digitalisierung hat den europäischen Finanzsektor in den vergangenen Jahren tiefgreifend verändert. Moderne Finanzdienstleistungen sind ohne Informations- und Kommunikationstechnologie (IKT) längst nicht mehr vorstellbar. Gleichzeitig wächst jedoch deine Abhängigkeit von einigen wenigen, häufig global agierenden Technologieanbietern.
Diese Entwicklung birgt nicht nur Effizienzpotenziale, sondern auch erhebliche systemische Risiken, insbesondere durch potenzielle Cyber-Angriffe. Genau an dieser Stelle setzt der Digital Operational Resilience Act (DORA) an – ein europäischer Rechtsrahmen, der erstmals einen umfassenden, sektorenübergreifenden Ansatz zur digitalen Resilienz des Finanzmarktes verfolgt und dessen Kernpflichten seit Januar 2025 gelten und der im Jahr 2026 seine volle operative Wirkung entfaltet.
Dieser Fachartikel verbindet zentrale Aussagen aus dem Interview der BaFin („Mit DORA gegen systemische Risiken“ vom 18. November 2025), wesentliche Inhalte der Presseerklärung der ESAs zu den kritischen IKT-Drittdienstleistern und wichtige weiterführende Dokumente aus Praxis und Forschung.
Digitale Technologien durchdringen jede Facette des Finanzsektors. Banken, Versicherer, Zahlungsdienstleister und Investmentfirmen setzen verstärkt auf:
Cloud-Computing für KI-Anwendungen, Geldwäscheprävention oder Risikomodellierung
Plattformen für den Zahlungsverkehr
Kernbanksysteme, die das operative Herz moderner Banken bilden
Telekommunikations- und Infrastrukturservices, die globale Finanztransaktionen erst ermöglichen
Wie Dr. Sibel Kocatepe von der BaFin im Interview erläutert, ist diese Entwicklung nicht überraschend: Skalierbarkeit, Kostenoptimierung, Innovationsfähigkeit und Sicherheitsaspekte machen externe IKT-Dienste attraktiv. Gleichzeitig eröffnen sie dir Zugang zu Technologien, die du intern nicht wirtschaftlich betreiben könntest – etwa KI oder hoch performante Rechenzentren.
Doch gerade in diesem Bereich hat sich eine starke Marktkonzentration entwickelt: Wenige globale Player bedienen große Teile des europäischen Finanzsystems. Das erhöht die Effizienz – macht den Sektor aber auch verwundbarer.
Trotz aller Vorteile gibt es ein deutliches „Aber“. Einige wenige globale IKT-Unternehmen – darunter große Cloud- und Softwareanbieter – dominieren den Markt. Viele von ihnen haben ihren Sitz außerhalb der Europäischen Union. Das erschwert nicht nur die Durchsetzung europäischer Compliance-Anforderungen, sondern schafft auch gefährliche Abhängigkeiten.
Der Ausfall des Dienstleisters Crowdstrike im Sommer 2024 hat die Verletzlichkeit der digitalisierten Finanzwelt sichtbar gemacht. Zwar blieben die unmittelbaren Auswirkungen auf den Finanzmarkt begrenzt, doch das Ereignis war ein Weckruf: Ein technischer Ausfall oder ein gezielter Cyber-Angriff bei einem systemrelevanten IKT-Dienstleister kann schnell zu einem Dominoeffekt führen, der weit über einzelne Institute hinausreicht.
Jens Obermöller von der BaFin bringt es klar auf den Punkt: Der Finanzmarkt muss künftig mit echten systemischen Schocks, insbesondere durch koordinierte Cyber-Angriffe, rechnen. Und genau deshalb wurde DORA geschaffen.
DORA verfolgt das Ziel, die digitale Widerstandsfähigkeit des europäischen Finanzmarkts ganzheitlich zu stärken. Während früher ausschließlich du als Finanzunternehmen selbst für das Management deiner IKT-Risiken verantwortlich warst, schlägt die Regulierung nun einen neuen Weg ein, dessen Kernpflichten seit Anfang 2025 gelten:
Erstmals werden kritische IKT-Drittdienstleister (CTPPs) auf europäischer Ebene direkt beaufsichtigt.
Dieser Paradigmenwechsel ist tiefgreifend: Die Aufsicht wird von einem mikroprudenziellen, unternehmensbezogenen Ansatz zu einer makroprudenziellen, systemweiten Perspektive erweitert.
Im Rahmen von DORA haben die drei Europäischen Aufsichtsbehörden – EBA, ESMA und EIOPA – am 18. November 2025 eine erste Liste kritischer IKT-Drittdienstleister (CTPPs) veröffentlicht. Diese umfasst 19 Unternehmen, darunter:
Diese Anbieter liefern essenzielle Technologien – von Cloud-Services über Software bis hin zu Infrastrukturdienstleistungen. Sie gehören zu den tragenden Säulen des europäischen Finanzökosystems.
Um die unterschiedlichen Rollen und technischen Schwerpunkte der nach DORA als kritisch eingestuften IKT-Drittanbieter besser einordnen zu können, bietet sich eine Gliederung nach drei Funktionsbereichen an. Diese Struktur ermöglicht eine schnelle Orientierung und zeigt, welche Art von Technologie die einzelnen Anbieter für den Finanzsektor bereitstellen.
Die Zuordnung erfolgt in drei Kategorien:
Cloud / Hyperscaler (Blau)
Infrastruktur / Rechenzentren (Grün)
Software / Data Services / Risk (Orange)
Die folgende Übersicht zeigt alle 19 kritischen Anbieter in dieser thematischen Struktur.
Die Presseerklärung vom 18. November 2025 beschreibt detailliert den dreistufigen Prozess, mit dem die ESAs die kritischen Anbieter ausgewählt haben:
Dateneinsammlung: Aus den EU-weit geführten Registern zu vertraglichen IKT-Dienstleistungen wurden umfangreiche Informationen zusammengetragen.
Kritikalitätsbewertung: In Zusammenarbeit mit nationalen Aufsichtsbehörden prüften die ESAs die Anbieter anhand von DORA-Kriterien, darunter systemische Bedeutung, betroffene kritische oder wichtige Funktionen, Substituierbarkeit und die Reichweite der Abhängigkeiten im Finanzsektor.
Anhörung und finale Entscheidung: Die als kritisch eingestuften Anbieter wurden formal benachrichtigt und konnten Stellung nehmen. Erst nach Prüfung aller Erwägungen erfolgte die endgültige Einstufung.
Die Presseerklärung betont: Ziel ist es, Risiken zu erkennen, bevor sie den europäischen Finanzmarkt destabilisieren können.
Mit der CTPP-Liste beginnt der operative Teil der DORA-Aufsicht. Die ESAs richten dafür europaweite Überwachungsteams ein. Diese können:
umfassende Informationen einfordern
Vor-Ort-Prüfungen durchführen
technische Tests anordnen
Governance- und Risikomanagementstrukturen prüfen
Besonders bemerkenswert ist die Durchsetzbarkeit: Bei mangelnder Kooperation können Strafen bis zu 1 % des weltweiten täglichen Umsatzes pro Tag verhängt werden. Kumulativ können sich diese Strafen innerhalb von 180 Tagen auf signifikante Summen belaufen. Diese Dimension sorgt für die nötige Verbindlichkeit, insbesondere bei global agierenden Big-Tech-Unternehmen.
| DORA-Säule | Kernanforderung | Dein Handlungsbedarf |
|---|---|---|
| 1. IKT-Risikomanagement | Ganzheitliches Resilienz-Framework etablieren. | Implementierung eines robusten Systems zur Identifikation, Klassifizierung und Dokumentation aller IKT-Risiken. |
| 2. IKT-Vorfallsmanagement | Standardisiertes Melde- und Kommunikationswesen. | Einheitlicher Prozess zur Klassifizierung, Protokollierung und Meldung schwerwiegender IKT-Vorfälle an die Aufsicht. |
| 3. Digitale operationelle Resilienztests | Regelmäßige Tests der Widerstandsfähigkeit. | Grundlegende Tests (Penetrationstests, Scans) sowie bei kritischen Funktionen TLPT (Threat-Led Penetration Testing). |
| 4. Management des IKT-Drittparteienrisikos | Beherrschung von Abhängigkeiten. | Analyse aller Auslagerungsverträge, Reduktion von Konzentrationsrisiken, Aufbau und Prüfung von Exit-Strategien. |
| 5. Informations- & Datenaustausch | Austausch von Bedrohungsinformationen. | Etablierung sicherer Prozesse zur Teilnahme an Threat-Intelligence-Programmen. |
Auch wenn kritische Anbieter künftig überwacht werden, entbindet das dich als Finanzunternehmen nicht von deiner Verantwortung. Im Gegenteil: DORA erhöht die Anforderungen an das Drittparteienrisikomanagement deutlich, einschließlich der Durchführung anspruchsvoller, alle drei Jahre verpflichtender, bedrohungsorientierter Penetrationstests (TLPT), die eine signifikante organisatorische und finanzielle Belastung darstellen.
DORA verlangt insbesondere:
Identifikation und Bewertung aller IKT-Risiken
Management und Überwachung von Auslagerungen
Reduktion interner Konzentrationsrisiken
Erarbeitung belastbarer Exit-Strategien
Stärkung der operativen Resilienz
Nachweis der Geschäftskontinuität im Ernstfall
Du musst insbesondere prüfen, ob du selbst zu stark von einem einzelnen Dienstleister abhängig bist – unabhängig davon, wie viele andere Institute denselben Anbieter nutzen.
Digitale Resilienz ist nicht nur ein Thema für Banken und Versicherer, sondern betrifft alle digitalisierten Sektoren. Deshalb setzt Europa auf:
Kooperation zwischen nationalen und europäischen Behörden
gemeinsame Strategien in internationalen Arbeitsgruppen
Formate wie das deutsche Digital Cluster Bonn
Austausch über beste Praktiken und technische Entwicklungen
DORA wird durch diese Vernetzung zu einem zentralen Baustein europäischer digitaler Sicherheitsarchitektur.
Der Finanzmarkt lebt von Innovationen. KI, Cloud, Automatisierung und datengetriebene Geschäftsmodelle schaffen Wettbewerbsfähigkeit. Doch sie bringen Risiken mit sich, die du bewusst und methodisch managen musst.
DORA stellt sicher, dass die Vorteile moderner Technologien genutzt werden können, ohne die Finanzstabilität zu gefährden – ein Balanceakt, der angesichts zunehmender Cyberbedrohungen und globaler Abhängigkeiten wichtiger ist denn je.
Mit DORA wurde ein Meilenstein europäischer Finanzmarktregulierung gesetzt. Die Digitalisierung hat den Sektor leistungsfähiger, vernetzter und innovativer gemacht – aber auch anfälliger. Durch die direkte Überwachung kritischer IKT-Drittdienstleister und strenge Anforderungen an das Drittparteienrisikomanagement sorgt DORA für ein robusteres, widerstandsfähigeres Finanzsystem.
DORA ist nicht nur eine regulatorische Maßnahme, sondern ein struktureller Wandel: von isolierten Maßnahmen hin zu einer systemischen, europaweiten Schutzarchitektur. Damit entsteht ein Finanzökosystem, das Innovation zulässt und gleichzeitig die Stabilität der Märkte schützt – eine Voraussetzung für Vertrauen, Wachstum und langfristige Sicherheit.
Folgende Quellen bieten zusätzliche Einblicke, Praxisbeispiele und Schulungsangebote:
Presseerklärung der ESAs (18.11.2025):
BaFin-Fachartikel:
S+P Seminar:
S+P Seminar:
DORA-Implementierung: Praxisnahe Strategien zur Umsetzung der Vorgaben in der Unternehmensorganisation.
Prüfpflichten unter DORA: Überblick zu den spezifischen Audit-Anforderungen und Prüffeldern der Verordnung.
Nationale IT-Anforderungen (BAIT): Die bankaufsichtlichen Anforderungen an die IT bilden das Fundament für die IT-Governance in Deutschland.
Informationssicherheit: Konkrete Maßnahmen und Tipps zur Stärkung der Cyber-Resilienz und Absicherung von IT-Systemen.
Mit DORA adressiert die EU das systemische Risiko, das durch die starke Abhängigkeit des Finanzsektors von wenigen globalen IT- und Cloud-Anbietern entsteht. Die Liste der kritischen Dienstleister ermöglicht eine direkte europäische Aufsicht, um Ausfälle, Konzentrationsrisiken und Dominoeffekte zu verhindern.
Die ESAs nutzen einen mehrstufigen Bewertungsprozess: systemische Bedeutung, Substituierbarkeit, Anzahl der angebundenen Finanzunternehmen, Relevanz für kritische Funktionen und internationale Abhängigkeiten. Nur Anbieter, deren Ausfall den EU-Finanzmarkt erheblich destabilisieren könnte, werden als kritisch eingestuft.
DORA schafft eine europaweite Aufsicht über große Cloud- und Infrastrukturprovider. Zudem müssen Finanzunternehmen eigene Konzentrationsrisiken identifizieren, Alternativen prüfen und belastbare Exit-Strategien entwickeln. Ziel ist kein Verbot, sondern ein kontrollierter, risikobewusster Einsatz von Cloud-Technologie.
Die ESAs verfügen über weitreichende Befugnisse. Bei fehlender Kooperation können Zwangsgelder bis zu 1 % des weltweiten täglichen Umsatzes pro Tag und bis zu 180 Tagen verhängt werden. Zusätzlich kann eine öffentliche Bekanntmachung erfolgen – ein schwerwiegender Reputationsschaden für international tätige Big-Tech-Unternehmen.
Die Verantwortung bleibt beim Management. Institute müssen weiterhin ein vollständiges Drittparteien- und Konzentrationsrisikomanagement betreiben, Ausfall- und Substitutionsszenarien prüfen, Resilienz-Tests durchführen und sicherstellen, dass der Geschäftsbetrieb bei Störungen fortgeführt werden kann. DORA ergänzt die Pflichten – ersetzt sie aber nicht.
Die dreiteilige Struktur schafft Transparenz über den technischen Schwerpunkt und das Risiko-Profil eines Dienstleisters. Unternehmen erkennen schneller, in welchen Bereichen kritische Abhängigkeiten bestehen – etwa bei Hyperscalern, Rechenzentren oder spezialisierten Software- und Datenanbietern. Das erleichtert Risikoanalysen, Audits und die Umsetzung der DORA-Vorgaben.
2026 markiert den Punkt, an dem DORA, NIS-2, MaRisk-Novelle und CSRD gleichzeitig wirken. Für das Top-Management bedeutet das: mehr Haftung, mehr Prüfungen, mehr Nachweisbarkeit. DORA wird zum zentralen Baustein der digitalen Führungsverantwortung – besonders im Outsourcing, in der Cloud-Nutzung und bei kritischen Prozessen.
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