Das Modell unterteilt die zwischenmenschliche Wahrnehmung in vier Quadranten. Diese verändern ihre Größe dynamisch, abhängig vom Grad des Informationsaustauschs.

1. Die Arena (Offener Bereich)

Hier liegen Informationen, die sowohl Ihnen als auch anderen bekannt sind.

• Bedeutung: Dies ist die Basis für vertrauensvolle Zusammenarbeit. Je größer die Arena, desto weniger Energie muss für Missverständnisse oder „Maskeraden“ aufgewendet werden.

• Ziel: Maximierung dieses Bereichs durch Transparenz.

2. Der Blinde Fleck

Aspekte Ihres Verhaltens, die anderen bekannt sind, Ihnen selbst jedoch nicht.

• Bedeutung: Hier liegen oft unbewusste Gewohnheiten oder nonverbale Signale, die andere irritieren können.

• Lösung: Dieser Bereich wird nur durch ehrliches und konstruktives Feedback kleiner.

3. Die Fassade (Verborgener Bereich)

Dinge, die Ihnen bekannt sind, anderen aber verborgen bleiben.

• Bedeutung: Jeder Mensch hat Privatsphäre. Im beruflichen Kontext können hier jedoch auch Unsicherheiten oder unausgesprochene Erwartungen liegen, die die Arbeit blockieren.

• Lösung: Durch gezielte Selbstoffenbarung (Kommunikation von Motiven und Zielen) verringern Sie die Fassade und schaffen Vertrauen.

4. Das Unbekannte

Informationen, die weder Ihnen noch anderen bekannt sind.

• Bedeutung: Hier schlummern unentdeckte Potenziale, Talente, aber auch unbewusste Ängste.

• Lösung: Dieser Bereich wird durch neue Erfahrungen, Experimente oder professionelles Coaching erschlossen.

Um das Johari Fenster effektiv zu nutzen, müssen zwei Mechanismen ineinandergreifen: Feedback annehmen und sich selbst mitteilen.

1. Strukturiertes Feedback (Reduktion des Blinden Flecks): Nutzen Sie Instrumente wie 360°-Feedback, Peer-Reviews oder gezielte Leitfragen in Mitarbeitergesprächen. Die Frage „Was nehme ich an mir nicht wahr, was dich beeinflusst?“ wirkt oft Wunder.

2. Gezielte Selbstoffenbarung (Reduktion der Fassade): Teilen Sie nicht nur Fakten, sondern auch Hintergründe. Sprechen Sie über Ihre Arbeitspräferenzen, Ziele und Erwartungen. Das macht Ihr Handeln für andere vorhersehbarer und verständlicher.

3. Lernen & Experimente (Erforschung des Unbekannten): Methoden wie Job-Rotation, Shadowing oder Retrospektiven helfen Teams, gemeinsam Neuland zu betreten und verborgene Ressourcen im Johari Fenster zu entdecken.

Das Modell lässt sich hervorragend in moderne Management-Strategien integrieren:

• Führung & Code of Conduct: Führungskräfte müssen vorangehen („Tone from the Top“). Wenn ein Leader seine Fehler offenlegt (Arena vergrößert), etabliert dies eine Kultur der psychologischen Sicherheit.

• Agiler Wandel (ADKAR-Modell): Change Management scheitert oft an fehlender Transparenz. Das Johari Fenster hilft hier:

  • Awareness/Desire: Wird durch Transparenz (Arena) gefördert.

  • Knowledge/Ability: Wird durch Feedback-Routinen (Blinder Fleck) gestärkt.

• HR-Kennzahlen mit Sinn: Vermeiden Sie reine „Zahlenfriedhöfe“. Nutzen Sie Kennzahlen, die auf die Öffnung des Johari Fensters einzahlen, wie z.B. die Quote durchgeführter Feedback-Gespräche oder Engagement-Scores, anstatt nur Fluktuation zu messen.

Möchten Sie das Modell direkt im Team anwenden? Hier ist ein kurzer Ablaufplan:

1. Vorbereitung: Erstellen Sie eine Liste mit 20–30 Eigenschaftswörtern (z.B. kompetent, ruhig, chaotisch, visionär).

2. Selbstbild: Die Fokusperson wählt aus der Liste 5-6 Begriffe, die sie sich selbst zuschreibt.

3. Fremdbild: Die Kollegen wählen (verdeckt) ebenfalls Begriffe für die Fokusperson aus.

4. Mapping & Dialog: Legen Sie die Ergebnisse übereinander.

   • Übereinstimmung: Bestätigung der Arena.

   • Abweichung: Spannende Diskussion über den Blinden Fleck („Warum seht ihr mich so?“) und die Fassade („Warum zeige ich das nicht?“).

5. Maßnahmen: Vereinbaren Sie 2–3 konkrete Entwicklungsziele und einen Folgetermin zur Überprüfung.

Das Johari Fenster ist kein statisches Modell, sondern ein dynamischer Prozess. Wer aktiv an der Vergrößerung seiner Arena arbeitet, investiert direkt in bessere Beziehungen und beruflichen Erfolg.

Wenn Sie das Johari-Fenster in Führung und Teamkommunikation nutzen möchten, finden Sie bei S+P verschiedene Leadership-Seminare – vom Kompaktformat bis zum Lehrgang. Themen u. a.: Führungstechniken, Effektive Mitarbeitergespräche, Konflikt- & Change-Kommunikation. So transferieren Sie Feedback, Selbst- und Fremdbild praxisnah in Ihren Führungsalltag.

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