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Aktuell: Bei Nichtermittelbarkeit der wirtschaftlich Berechtigten greift die gesetzliche Fiktion (§ 3 Abs. 2 Satz 5 GwG). Hier gilt der gesetzliche Vertreter als wirtschaftlich Berechtigter.
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Geplant: Die Koalition streicht diese Fiktion. Unternehmen müssen künftig lückenlose Nachweise führen oder riskieren Transaktionsverbote.
Das ist ein Gamechanger. In der Praxis konnte man sich bisher auf die gesetzliche Fiktion stützen, wenn es keine hinreichenden Informationen gab. Jetzt bist du verpflichtet, jeden wirtschaftlich Berechtigten transparent zu machen. Komplexe Holding-Strukturen oder Konstrukte mit ausländischen Trusts werden dadurch schnell zum Risiko.
3. EU-Vorgaben ab 2027: Bargeldlimit und Sorgfaltspflichten
Auch auf europäischer Ebene ziehen die Vorschriften deutlich an:
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Ab dem 10. Juli 2027 gilt ein EU-weites Bargeldlimit von 10.000 € für gewerbliche Transaktionen.
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Neue Verpflichtete im Blickfeld:
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Krypto-Dienstleister: Bereits ab Transaktionen über 1.000 € gelten verschärfte Prüfpflichten.
Du solltest dich also nicht nur mit der nationalen Rechtslage befassen, sondern auch die künftigen EU-Vorgaben in deine Compliance-Prozesse integrieren.
4. Praktische Auswirkungen auf Unternehmen
Identifizierungsdruck steigt massiv
Unternehmen sind gezwungen, Eigentumsstrukturen bis zur letzten wirtschaftlich berechtigten Person aufzuklären. Besonders betroffen sind:
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Konzerne mit verschachtelten Beteiligungsstrukturen
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KMU, die auf Informationen ihrer Muttergesellschaft angewiesen sind
Dokumentation wird zur Pflichtdisziplin
Die bisherige Entlastungsmöglichkeit durch die Fiktion entfällt. Du musst künftig jeden Schritt im Identifizierungsprozess lückenlos dokumentieren. Fehlt ein Nachweis, kann das zur Transaktionsverweigerung führen.
Risiko: Transaktionsabbruch ab 10.000 €
Stell dir vor: Ein geplantes Geschäft über 11.000 € mit einem Partnerunternehmen scheitert, weil du den wirtschaftlich Berechtigten nicht eindeutig identifizieren kannst. Dieses Szenario wird absehbar zur Realität in der Compliance-Praxis.
5. Offene Fragen und Unsicherheiten in der Umsetzung
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Was bedeutet „nicht ermittelbar“?
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Wann ist die Ermittlung abgeschlossen?
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Kommt es zur Überlagerung durch EU-Recht?
6. Wie du dich jetzt vorbereiten kannst
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Prüfe deine internen Prozesse zur Identifizierung wirtschaftlich Berechtigter.
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Nutze externe Register intelligent.
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Trainiere deine Mitarbeitenden gezielt.
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Ergänze deine Checklisten.
8. Fazit: Die nächste Compliance-Stufe beginnt jetzt
Du kannst die Umsetzung nicht aufschieben. Schon heute musst du damit beginnen, deine Prozesse zu prüfen und anzupassen. Das Transaktionsverbot ab 10.000 € bei fehlender Identifizierung wirtschaftlich Berechtigter ist mehr als eine technische Änderung:
Es ist ein Paradigmenwechsel hin zu absoluter Transparenzpflicht.
Ergänzt durch das künftige Bargeldverbot, verschärfte KYC-Vorgaben und neue Verpflichtete ergibt sich eine neue Welt der Compliance, die du aktiv mitgestalten musst.